Streuobstwiesen...
Apfelbaum `Baumanns Renette`
...gehören seit Jahrhunderten zur mitteleuropäischen Kulturlandschaft. Früher wurden sie von Schafen beweidet oder zur Heugewinnung genutzt und dienten als wichtige Nahrungsquellen.
Heute sind Streuobstwiesen nicht nur ein wichtiger Bestandteil des Biotopverbundes im ländlichen, aber auch im städtischen Bereich, sondern auch aus ästhetischen Gründen sehr wertvoll. Deshalb werden sie erhalten und auch neue angelegt. Nicht zuletzt werden die Streuobstwiesen als geschützte Biotope im § 26 des Sächsischen Naturschutzgesetzes aufgeführt.
Die wertvollen Lebensräume befinden sich in Ortsrandlagen als Übergang zwischen Siedlungsbereichen und der offenen Landschaft, meist in Nebentälern, die für den Ackerbau ungeeignet sind. Eine Streuobstwiese ist extensiv genutztes Grünland mit hochstämmigen Obstbäumen verschiedener Arten und Sorten. (Man stelle sich vor: Es gibt allein über 1000 verschiedene, zum Teil regionale, sehr alte Apfelsorten!) Extensiv genutzt heißt, dass auf den Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln und synthetischen Düngemitteln verzichtet wird. Und das ist selbstverständlich, denn schließlich sind sowohl die Insekten und andere Kleintiere als auch artenreiche Wiesen - Pflanzengesellschaften auf den Wiesen ausdrücklich erwünscht! Viele der alten Obstbäume besitzen Hohlräume, die von Tieren geschaffen wurden oder durch Fäulnis entstanden sind - ein willkommenes zu Hause für Meisen, Spechte, Wendehälse, Stare und sogar Steinkäuze. Auch Fledermäuse und Hornissen schätzen solche Unterkünfte. Und das Totholz dient Käfern und Pilzen als Nahrungsgrundlage.
Das Projekt Streuobstwiesen im Regionalverein GRÜNE LIGA Dresden/ Oberes Elbtal e.V. pflegt zur Zeit 14,5 Hektar Streuobstwiesenland. Das bedeutet für die Mitarbeiter eine Menge, zum Teil sehr unterschiedlicher, Aufgaben...
Unsere Wiesen
Name der Wiese |
Flächengröße |
Art der Bewirtschaftung |
Dresden-Naußlitz |
2,60 ha |
Mahd, Ernte, Baumschnitt |
Dresden-Omsewitzer Grund |
2,11 ha |
Mahd, Ernte, Baumschnitt |
Dresden-Prohlis | 0,40 ha | Mahd, Ernte, Baumschnitt |
Dresden-Leubnitz Neuostra | 2,72 ha | Ernte, Beweidung |
Sobrigau | 1,15 ha | Mahd, Ernte, Baumschnitt |
Dresden-Cossebaude, Wiesenhang |
2,56 ha |
Ernte |
Dresden-Mobschatz, Frauengraben |
1,98 ha |
Ernte |
Flächen insgesamt |
Exkurs durch das Streuobst - Jahr
Ein Teilnehmer des Freiwilligen Ökologischen Jahres beschreibt seine Eindrücke:
Im Winter werden die Obstbäume auf unseren Wiesen (mit Pflegevertrag) fachgerecht geschnitten. Wir wenden dabei den Oeschberg-Palmer - Schnitt an. Mehr dazu hier.
Wir pflegen ca. 900 Bäume, die meisten sind Apfelbäume, gefolgt von Birnen sowie einigen Pflaumen- und Süßkirschbäumen. Die älteren Bäume brauchen ihren Erhaltungs- oder Verjüngungsschnitt, die bis zu 10jährigen Bäume einen Erziehungsschnitt. Bis Ende Februar sollten diese Arbeiten abgeschlossen sein, da dann die Vogelbrut beginnt, die wir natürlich nicht stören möchten.
Inzwischen ist es Frühling geworden und es beginnen die Nachpflanzungen von Obstbäumen. Kein ganz einfaches Unterfangen, schließlich sollen die Bäumchen ja auch mit Maschendraht vor Nagern und anderen Wildtieren geschützt werden und gut anwachsen. Wir pflanzen ausschließlich historische standortangepasste Obstsorten als Hochstamm-Bäume. Außerdem halten wir jedes Jahr die Baumscheiben der jungen Bäume frei von Bewuchs, düngen bei Bedarf und kontrollieren die Wachstumsbedingungen.
Bis zum 15. Juni sind die Streuobstwiesen dann Schutzgebiet für ihre tierischen und pflanzlichen Bewohner. Aber danach steht wieder eine Menge Arbeit an: Die Wiesenmahd. Eine Aktion für Enthusiasten - und sehr vom Wetter abhängig. Mindestens drei aufeinander folgende, sonnige Tage sind die beste Voraussetzung zur Heugewinnung. Dann brauchen wir immer viele freiwillige Helfer, die das gemähte duftende Heu an den steilen Hanglagen mit der Harke wenden. Für die ebenen Flächen nutzen wir einen Heuwender. Das Heu lassen wir zu Ballen pressen und liefern es direkt an diverse Pferdehöfe oder private Tierhalter. Der Rest kommt bei uns ins Lager und kann von dort abgeholt werden.
Nun beginnt die schöne Erntezeit. Anfang September geht es mit den Birnen los. Danach folgen die Äpfel. An die 10 Tonnen Obst sind zu ernten. Dabei klettern mutige Baumalpinisten in die Bäume und schütteln. Prassel - und schon kann das Obst aufgesammelt und zum Container gebracht werden. Die Birnen und Äpfel werden von der Kelterei Schöne in Hellerau zu leckerem Steuobstwiesen-Saft gepresst und in Dresdner Bioläden zum Verkauf angeboten.
Mit der Geburt der Mobilen Saftpresse Apfel-Paradies-GbR, im September 2006, können auch obstreiche Bürger ihr handverlesenes Obst zu den verschiedenen Standorten der Presse bringen. Der Saft wird dort in 5 - und 10 - Liter Kartons (bag-in-box) abgefüllt.
Vor allem die Mahd- und die Erntezeit sind sehr anstrengend und ohne zusätzliche ehrenamtliche Helfer kaum zu schaffen. Ihnen allen vielen Dank!!!